Donnerstag, 4. April 2013

YESTERDAY - Eine philosophische Geschichte über die Zeit und Gott

Schnell ging sie die dunklen Straßen entlang, die Wege waren zwar beleuchtet, aber sie sah nichts. Als sie an den Mond dachte, suchte sie ihn. Doch sie fand ihn nicht vor sich, selbst wenn er dagewesen sein sollte, sie sah ihn nicht an. Wenn sie etwas hatte, hatte sie es nicht, oder sie hatte es doch und sah es nicht an. Die interessanteste Sicht könne nur der gehende Mensch einnehmen. Der Rasende sei zu schnell, der Fliegende sei nicht nah genug am Geschehen und der Liegende oder Sitzende sehe allein sich selbst.  Also ging sie. Sie zählte nicht ihre Schritte und spürte nicht ihren Atem. Sie ging. Vorwärts. Eine berechenbare Geschwindigkeit. Konstant. Sie ging. Und ging. Und ging.

Klack.

Klack.

Klack.

Wer hatte ihr das Licht genommen? Sie dachte nach und vermutete, dass Gedanken Wirklichkeit werden würden, sollten sie das Denken beeinflussen können, und ihre Gedanken waren ja ein Teil ihres Denkens. Also hörte sie auf damit. Keine Gedanken. Nichts durfte von ihr kommen, sie wurde unsichtbar.

Klack

Klack

Klack

Ging sie wirklich? Ist sie je gelaufen? Saß sie nicht seit einer Stunde da, seit einer ganzen Stunde, und starrte auf die Decke? Bewegungslos? Hier. Jetzt. Wo war sie? 


Du schaust auf die Decke

Spürst deinen eigenen Atem nicht

Bist kalt

Erstarrt

Erzittert



Blank

Leere Fläche

Du schaust

Bleibst schauend

Bleibst



Antriebslos

Inmitten eines

Vakuums

Die Zeit bleibt

Du bleibst

Stehen

Liegen

Alles gleich



Du hast

Deine

Zeit

Verloren



Nein, sie ging nicht. Aber sie starrte auch nicht auf die Decke. Sie schrieb. Wirklich. Also sie schrieb ein wenig. Eine der wenigen Sichtweisen, die noch interessanter waren als die Sicht des Gehenden, war die Sicht des Tippenden. Sie tippte.

Tack

Tack

Tack



"ICH. Verdammt, ICH, bin in der Lage einen Text zu schreiben ohne auf die Tastatur zu gucken; einen TEXT. EINES TAGES gehen meine Fingerkünste sogar so weit, dass ich weltbeste Sekretärin werde, ICH: ICH. Eine Art Diktiergerät, Diktatorin im Fingerspitzengefühl. Das ist besser als meinen Doktor in Psychologie zu machen und alle fragen mich, wenn der Herzschrittmacher nicht mehr funktioniert, Frau Doktor, Frau Doktor, wir hörten Sie seien Doktorin, bitte machen Sie ihn heile! Machen Sie, dass sein Herz schlägt! Machen sie dass es tickt und Frau Doktor wird verlegen, sie würde doch lieber ein Niemand sein, und just in diesem Moment kommt ein Knabe und sagt; Sie ist gar kein ECHTER DOKTOR! Und just in diesem Moment kommt dann die Stimme aus dem Mikrophon:

Die innere Uhr

Die innere Uhr

Tickt

Tickt

Tickt

Tickt nicht mehr

Tickt nicht mehr

Tickt nicht mehr

Tick

Da denkst du dir: Gut, dass du mit 10 Fingern nur diesen Text schreiben musst und dass du diese paar Seiten nicht einmal ausdrucken musst, um sie dann zu tackern- oder zu vertickern, du musst einfach nur tippen, nicht weiter rackern, deinem Name nicht alle Ehre machen, einfach, einfach, das sein was du wirken kannst, wer du bist, ein Diktier-Mir-Ich! In diesen Augenblicken freust du dich keine Doktorin zu sein,

Keine Diktatorin,

Du

Die innere Uhr

Die innere Uhr

Die innere Uhr

Tickt

Tickt

Tickt

Tickt nicht mehr"



Sie starrte also auf die Decke. Sie hatte nichts geschrieben. Sie befand sich in einem Traum, einem traumlosen Traum. Einem schlaflosen Schlaf. Sie war tot.

Dann fuhr sie jemand an. Sie selbst. Sie erwachte. Und sah sie: Die unsichtbare Treppe. Es war ihr beinahe unheimlich. Doch sie war da.



Stell dir vor

Du läufst eine lange Strecke

Du weißt wo du hin willst

Du bist auf dem Weg

Aber du siehst die Treppe nicht

Du stehst auf ihr

Du gehst auf ihr

Du bist beinahe

Ein Teil von ihr

Aber die Treppe ist

Unsichtbar

Die Treppe ist unsichtbar

Du schaust geradeaus

Immerzu geradeaus

Und dann suchst du

Den Boden unter deinen Füßen

Du atmest tief ein

Und tief aus

Suchst etwas in dir

und um dich herum

etwas, das es nicht

zu geben scheint

Etwas, das da ist

Denn du stehst ja da

Und geradeaus

Ist oben

Du fragst dich ob du

Fliegst

Aber du stehst da

Die Treppe ist unsichtbar

Du weißt nichts über die Stufen

Nichts über das Feuer unter

Und über dir

Nichts weißt du wirklich

Du atmest tief ein

Atmest tief aus

Blickst schier geradeaus

Einen Weg bist du

Bereits gegangen

Du hast nichts bemerkt

Warum jetzt?

Warum suchst du den Boden

Unter den Füßen?

Was da passiert ist

Seltsam

Du setzt dich hin

Auf einer unsichtbaren Treppe

Welche Gefahren da oben lauern?

Welche Gestalten da oben lauern?

Du spürst tief in dir einen Stich

Als ob jemand dein Herz gesehen

Als ob jemand dein Herz gesehen

Du spürst deinen eigenen Atem

Spürst wie du herunterfällst

Und fällst

Und fällst

Und fällst

Aber du fällst nicht

Die Treppe hat sich nicht bewegt

Kein Stück

Die Treppe bleibt unsichtbar

Du bist ein Teil von ihr

Und du bleibst erst einmal

Eine Weile sitzen

Bis es

Von selbst passiert



Das fiel ihr über die Lippen und ihr Körper begann sich zu regen. Sie spürte ihren eigenen Atem, hörte ihr Herz klopfen. Ihr wurde gänzlich warm ums Herz, der Raum wurde hell, der Wind wehte in ihr Gesicht. Und nun erst wurde sie sich Ihrer Schmach bewusst. Ihres unverdienten Glückes bewusst. Sie sah wo sie war. Sie sah wer sie war. Sie sah die Rose, die fast verwelkt war. Sie begoss sie mit Wasser. Wasser. Wasser. Wasser. Was hatte sie getan? Warum war sie so blind? Sie drehte sich um, sie bewegte sich, sie weinte und weinte und weinte. Und weinte. Sie war der glücklichste Mensch auf der Welt.



Was war passiert
Dass ich mich lähme
Ich war verwirrt
Dass ich mich schäme
Was für ein Schmerz
In uns und um uns herum
Was für ein Leben
In uns und um uns herum
Was würd ich geben
Was würd ich tun
Was würd ich warten
Was würd ich ruhn
Eine Sekunde Dein zu sein
Eine Sekunde bei Dir allein
Was würd ich tun
Um echt zu sein
Eine Sekunde bei Dir allein
Was würd ich schweigen
Jahrelang
Was würd ich weinen
Tagelang
Alles für dieses Wahre
Für dieses echte Sein
Für diese Erkenntnis
Mehr als echt zu sein
Für diese Erkenntnis
Bei Ihm allein
Ich würd aufhörn
Mich anzusehen
Ich würde endlich
In den Spiegel gehen
Ich würde aufhörn
Ein Bild zu sein
Ich würde anfangen
Ich allein
Bei Ihm zu sein
Bei Ihm zu sein
Bei der Wahrheit
Bei Ihm allein
Bei der Wahrheit
Bei Allah allein
Bei al Wajab Al Wujud
Bei dem einen Licht
In tausenden von Lichtern
Bei der einen Washeit
In tausenden Gesichtern
Bei dem das immer ist
Und immer ist gewesen
Bei dem einen Licht
Aus dem wir unser Leben nehmen
Der uns alles gibt
Und dem wir nichts können geben
Bei Ihm allein
Bei Ihm allein
 
Ich habe aufgehört
Ein Bild zu sein
Ich war ein Reisender
Und meine Reise
Führte zu Dir
Zu Dir allein...

Quelle Unknown. Jamaat Ahmadiyya Rabwah/Qadian


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