Montag, 22. April 2013

EIN GRANATAPFELHAUS – in Anlehnung an Oscar Wilde

Sie stand inmitten ihres Meisterwerkes: Ein Haus aus Granatäpfeln. Eine Sekunde lang überlegte sie, warum es so wenige Wörter gab die mit Ä anfingen, obwohl Wörter mit Ä nicht nur schöner klangen, sondern auch schöner aussahen. Generell waren ihre diese süßen kleinen Pünktchen auf dem Ä wie eine Zierde für die gesamte Buchstaben-Industrie. Dann, weniger als eine Sekunde, kam ihr die Türkei in den Sinn, vermutlich weil Türken mit den Pünktchen spielen und sich damit schmücken, wie die Deutschen es hätten tun sollen. Sprache. Was ist Sprache ?


Ä.: Verstehen Sie unsere Sprache?

A: Nicht alles, aber das Wichtigste.

Ä: Wie können Sie wissen was wichtig ist, wenn Sie nicht alles verstehen?

A: Ähm…


Sprache kann überwältigend sein, wenn man sie vollkommen begreift.


Aber nicht abschweifen. Da stand sie nun inmitten ihres Werkes: Überall roch es nach Granatäpfeln oder frischem Granatapfelkuchen, aber es würde nicht viel länger dauern (so ihre Befürchtung) da käme der ganze wohlwollende Geruch einem Schimmelpilz gleich; nachdem die Gärung eingetroffen und darüber hinaus Zeit vergangen wäre. Obwohl Granatäpfel zu jener Zeit als Mangelware galten, wurden sie von der Mehrheit nicht wertgeschätzt, wurden sie nicht als Mangel begriffen.


In dieser Welt aus purem Zucker fragt dich niemand nach Granatäpfeln. Jeder weiß, dass es wenige von ihnen an diesem Ort gibt, aber sie würden sie eher verkennen und verspotten, als sie zu begreifen und anzunehmen. Noch nicht einmal die Ästhetik stach ins Auge. Die Kunst des Verlassenen.


Also stand sie immer noch da,  inmitten ihres Werkes, und schwieg.

Quelle Unknown

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