Mittwoch, 12. November 2014

Unter Freunden

Ich weiß es noch ziemlich genau
Vor eins, zwei Jahren - wir standen
An irgendeinem Bahnhof, (ich wette Siegen,
Über das wir immer Lieder singen)
Als du unerwartet verkündetest:
„Wir werden immer Freunde bleiben.“
Ich weiß es noch ziemlich genau,
Denn bevor ich dir glauben konnte,
Fügtest du hinzu: „Weißt du wieso?“
Ich bemerkte dein Grinsen und wusste
Sofort, egal was auch immer jetzt kommt,
Ich kann es nur toternst nehmen,
(Du bist total durch, nur mal so) und erwiderte:
„Warum?“ Mit einem hoffnungsvollen-
Vielleicht-kommt-da-ja-doch-noch-was-Unausgesprochenes-
Aus-dem-letzten-Kämmerchen-Ihres-Herzens


„Weil…: du weißt zu viel über mich“

Das hättest du auf einer Postkarte gelesen,
Und wenn du mir etwas mitgebracht hättest
Dann das. Diese Karte. Du wolltest sagen:
Du musst mit mir befreundet bleiben, damit ich dafür
Sorgen kann, dass du bloß nichts über mich ausplapperst.
Ich musste lachen, das geht gar nicht anders,
Mit dir zusammen. Denn sogar als man dir anvertraute
„Ich hab das Gefühl ich würd mein Leben lang neben mir stehen“
Blitzte bei dir der Schelm auf. Nach dem Motto:
„Na und? Und ich stehe hinter dir.“
So war das immer, ernst und ernster,
Direkt und direkter, bis es nicht mehr geht.
So sind wir. 

Doch weil ich diesen Spruch nicht so leicht
Auf mich sitzen lassen werde,
(Du weißt, es macht glücklicher, andere glücklich zu machen,
Anstatt von anderen glücklich gemacht zu werden, was auch immer
Das bedeutet, es macht mich jedenfalls überglücklich), 
Antworte ich dir heute in großem Stil,
Mit diesem ungereimt schlechten Gedicht, leider ohne Karte.
„Wir werden immer Freunde bleiben.“
Soweit, so gut, ganz altbekannt, noch nichts,
Was dich in Erstaunen versetzen könnte. Aber wart´s nur ab!
„Weißt du wieso?“ Wieso bloß? Wieso bloß?
Was will die nur von mir? Was hat sie jetzt schon wieder angestellt?
Wann lässt sie mich in Ruh`?
Ich weiß es genau, du wirst jetzt große Augen machen, gespannt auf
Mich blicken, deine Zähne zusammen beißen,
Und mein bezauberndes Geheimnis abwarten,
Das dir die Sprache verschlagen wird, dir die Sprache verschlagen muss!
Soll ich es dir wirklich sagen?

„Weil…: ich zu viel von dir weiß." 

Wie das soll´s gewesen sein?
Ja, ob du´s glaubst oder nicht. 
Weil ich so viel von dir weiß, weiß ich nämlich,
Dass ich dich immer liebe- Und was das Beste daran ist:
Ich möchte noch viel mehr von dir wissen :-)
So geht das. Ich glaube, ich habe gesiegt. Ganz ohne Siegen.
Oder, wie soll ich es adretter formulieren:
Das Mädchen hat Blut geleckt.
Pass bloß auf, was du machst. Sie verzehrt es.

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Ratlos

Von allem was du in der Welt gesehen hast 
Wird dir dieses Rätsel am schwersten fallen
Du kannst Stunden daran sitzen
Tage, Wochen oder auch Jahrzehnte lang
Irgendwann wirst du dir eingestehen müssen
Dass du machen kannst, was du willst
Und genauso ratlos bist, wie am Anfang


Es ist verwunderlich
Wer Er ist


Dann, wenn du nach Seinem Namen fragst
Antwortet Er: Ich habe nur an dich gedacht


Es ist verwunderlich
Wie Er ist


Dann, wenn du nichts mehr sehen willst
Zeigt Er dir, was du nicht erträumen kannst


Verwunderlich
Woher Er kommt


Dann, wenn du dich selbst nicht lieben willst
Liebt Er dich mehr, als du verstehen kannst


Verwunderlich
Wie Er spricht

Dann, wenn dir die letzten Worte fehlen
Sagt Er dir mehr, als du erflehen kannst


Verwunderlich
Wohin Er geht


Erst dann, wenn du ganz verschwunden bist
Erwartet Er dich in Seiner Gegenwart


Diese Liebe wirst du nie verstehen
Denn sie ist nicht
Von dieser Welt


Samstag, 27. September 2014

Ausgekastet

Wenn du schon immer mal/ Wissen wolltest/Wie das ist/ Mit dem Gesicht/ Auf ewig/ Zur Wand gewandt/ Zu leben/ Caste ich/ Im Namen aller Kastenlosen/ Hindu-Dalits/ Adivasis/ Unberührbaren/ Kostenlosen/ Obdachlosen/ Außenseiter/ Überflüssigen/ Frauen, Kindern, Indern/ Dicht von dieser Welt/ Dich!/ Auf los/ geht’s los/ geloost/ Dreh dich um/ Und bleib sitzen/ Zum 21 x Hundert/ Und jetzt spüre/ Die gütigen Blicke/ Der Gleichgültigkeit/ Wie sie großzügig / Von Wand zu Wand/ Ziehen/ Von hinten/ von vorne/ von unten/ von oben/ Ausgemustert/ Mittellos/ Ausnahme ausgenommen/ Die Kamera läuft/ Moderne Lichtverhältnisse/ Einstellung Progrom Filter/ Erase/ Ekel/ Reset/ Rechtlos/ Rewind/ Regel ist aufgenommen/ Schlusslicht/ Rücksichts-/ Loses Los gezogen/  Das wars für dich/ Zisch/Dich/ Zisch/ Ab da kann Mann/ Nichts mehr machen/ Du bleibst nicht aufnahmefähig/ Wie ein vergilbter alter Brief/ In einem verlassenen Haus/ Mit einer Botschaft/ Die niemand liest/ Sie spucken auf dich/ Dieweil du überlegst/ Welchen Filmriss/ Du heute abspulst/ Du wünschst dir/ Du wärst wer/ Oder ein wenig/ Anders/ Hauptsache abseits/ Von dieser Wand/ Denn alles ist besser/ Als im Wissen zu leben/ Sie verwandeln dich/ Noch heute/ Hand in Hand/ Für immer und für wenig/ In das Abbild/ Dieser Wand

Dieses Gedicht entstand im Kontext der Tagung zu “Gender, Gewalt, Gesellschaft” in Indien vom 25. bis 27. September in Bad Boll, um auf die Doppeldiskriminierung und schlimme Situation der kastenlosen Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen. Frauenverachtende Traditionen werden auch im Islam strengstens untersagt, so heißt es im Heiligen Quran: "Und wenn einem von ihnen die Nachricht von (der Geburt) einer Tochter gebracht wird, so verfinstert sich sein Gesicht, indes er den inneren Schmerz unterdrückt. Er verbirgt sich vor den Leuten ob der schlimmen Nachricht, die er erhalten hat: Soll er sie trotz der Schande behalten oder im Staub verscharren? Wahrlich, übel ist, wie sie urteilen!" (60:59-60)


Mittwoch, 17. September 2014

Die Maske des Predigers

"Wie gefährlich ist der Zustand einer Religion, die voll von so viel Übel ist, und deren angeblich religiöse Führer, anstatt in Gehorsam den Geboten ihres Gewissens zu folgen, ihren sinnlichen Begierden folgen und Anderen ihre eigenen irrigen Ansichten als heilige, von Gott und Seinen Propheten gelehrte Doktrin andrehen? Sie sind verantwortlich für die Sünden, die die unwissenden Muslime im Namen des Islam begehen. Das sind Wölfe im Schafspelz, welche die Menschen betrügen. Sie handeln wie Gift und behaupten, ein Gegenmittel zu sein. Sie sind Feinde der Schöpfung Gottes und des Islam. Ihre Herzen sind ohne Anstand und Sympathie, aber sie verbergen sich. 

Sie setzen die Maske des Predigers auf, aber tragen sichtbar die Nachgiebigkeit gegenüber ihren eigenen sinnlichen Begierden. Sie betreten die Moscheen wie Heilige, aber ihre Sinnesart ist schwarz von teuflischen Taten. Diese ehrlosen Gestalten sind nicht begrenzt auf ein einzelnes Land oder eine Stadt oder eine Sekte, sondern man kann sie in jedem islamischen Land finden. 
Sie sind angeblich die religiösen Führer der Menschen und Erklärer der Lehren ihrer Religion. Sie nennen sich Maulvis und setzen eine fromme Miene auf, so dass sie als gottesfürchtige Männer gelten. Ihre Taten jedoch enthüllen ihren wahren Charakter. Sie wollen nicht, dass wahre Rechtschaffenheit und echte Sympathie in der Welt verbreitet werden, denn sie sehen dies als einen Verlust für sich selbst an. Kurzum, der Weg des Islam ist durch zahlreiche Schwierigkeiten blockiert. Die meisten Seelen sind wie tot und nicht empfänglich für den Ruf der Tugend. Der goldene Mittelweg, den der Islam als die führende Regel des Lebens lehrte, wurde aufgegeben, und Muslime übernahmen extreme Verhaltensweisen."

Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad, Friede sei auf ihm, der Begründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat und Reformer und Verheißene Messias dieser Zeit 

aus: Befreiung von der Sünde, Frankfurt 2012, S.39ff. siehe auch: http://www.ahmadiyya.de/bibliothek/art/befreiung-von-der-suende/


Dienstag, 2. September 2014

Hier

Jetzt hier und gerade
Hier und nirgendwo anders
Vor deinen Augen
Stehst du auf
Gehst auf den Zenit
Und bleibst
Jetzt hier und gerade
Vor deinen Augen
Und nirgendwo anders
Hörst du das Flackern stören
Den nackten Schmerz brennen
Die quälenden Blicke ziehen
Das hölzerne Lodern zerfallen
Schwer wie Blei
Und siehst das Ganze
Elend dabei
Jetzt hier und gerade
Vor deinem Willen
Vor deiner Zeit
Winkt dir dein Ich
Und beginnt hier zu weinen
Jetzt hier und gerade
Hier und nirgendwo anders
Schaust du auf sie hin
Und siehst Worte
Die in die lauteste Nacht
Hineingesprochen werden
Lauter, klarer, deutlicher
Als alles andere
Was du zuvor sahst
Was du zuvor gefühlt hast
Was du zuvor spürtest
Größer als jedes Atom
Als jede Bombe 
Als jeder Streit
Worte die sich niederbeugen
Worte die sich verneigen
Im Gebet
Die sich verlieren
Und sich vereinen
Die hier bleiben
Und nicht aufhören hier zu sein
Jetzt hier und gerade
Siehst du Tote lebendig werden
Rufer das Meer umtreiben
Aussätzige und Verwundete
Wachsend zu Kräften kommen
Weiße in die Steine meißeln
Das Gesicht mit Sand einreiben
Die ersten Schritte gehend, schweigen
Jetzt hier und gerade
Siehst du sie zu Ihm geleiten
Siehst du Ihn dabei
Wie Er sie zu sich nimmt
Fest am Arm packt
Und nicht mehr loslässt
Während du noch weinst
Wie Er sie zu sich führt
Sie mit Seinen Gaben überschüttet
Während du noch weinst
Hier und gerade
An diesem Ort
Siehst du diesen Raum
Größer werden
Diese Tage heller werden
Diese Körper leichter werden
Und diese Wahrheit stärker
Jetzt hier und gerade
Oder es ist aus mit Hier
Aus mit Jetzt
Und vorbei


Montag, 4. August 2014

Verschwinden



das Leben steckt voller Überraschungen/ sahst du bis eben noch das Flugzeug/ am tiefseeblauen Himmel balancieren/ zwischen all den Zitadellen und Libellen/ einen Pfad im Weltall/ entlang der Nabelschnur durchschlängeln/ weit weg dort oben/ unnahbar/ und vergesslich/ klein wie dein mittelloser Finger/  stark wie der große Zeh/ hörtest du sie hier bis eben noch/ wie Wachhunde bellen/ oder als Liebende verschwinden / sitzt du heute schon selbst im Flieger/ winkst mit den Händen am Fenster/ auf Mission/ dein Ich zu überwinden/in größter Gefahr/ dich für immer und ewig/ mit Derwischen zu verbinden/ das tägliche Versprechen/ der undurchschaubaren Route/ auf ewig zu vertrauen/ dich mit deinem Vogel zu vermählen/ Leben/ im Verschwinden zu verweilen/ jede andauernde Langmut/ ist ein Meilenstein/ für die Beschauer unten/ sie erspähen/ deinen Weg abseits von/ unten und oben/ klein und groß/ drunter und drüber/an Bord mit edlen Schatzmeistern/ die sich als Spiegelbild begegnen/ und unter die Lupe nehmen/ hautnah und verletzlich/ wie Könige und Kriegsveteranen/ Zeugnisse sammelnd/ wartend/ auf einen Platz/auf der immergrünen Landebahn/ um für die nächste Reise gewappnet zu sein/ Leben/ du kannst sie unten Modellflugzeuge/ in die Lüfte heben sehen/ während du im Traume/ deine Augen öffnest/ und den kühlen heißen Wind abtastest/ der nichts als Frieden schreit/ nichts als Frieden/ Frieden/ Frieden/ Frieden/ es ist voll/ voller Überraschungen/ du weißt nie / wann du für denselben Atem/ mehr geben musst/ mehr tragen musst/ als gestern/ und doch/ ist es nicht dein Atem/ der dich leben lässt/ Mondlichtscheinwerfer leuchten auf/ am Firmament/ hast du dich verloren/ und nichts als Sterne/ sollst du finden/ deinen Tod hast du begossen/ und nichts als Leben/ wirst du ernten/ das ist und bleibt/ die aller größte Überraschung im/ Leben



Mittwoch, 23. Juli 2014

Abgesägter Ast


Passt wie die Faust aufs Auge zum derzeitigen Nah-Ost-Konflikt:   „Wenn ein Volk das andere aus Egoismus, Hochmut oder Eitelkeit erniedrigt, so wird es auch selbst nicht der hieraus folgenden Schande entkommen. Sofern ein Volk es unterlässt, seinem Nachbarn mit Anteilnahme zu begegnen, wird es selbst auch die negativen Auswirkungen dieser Gleichgültigkeit ertragen müssen. Jeder unter Euch, der über die Vernichtung des anderen Volkes nachsinnt, gleicht demjenigen, der den Ast absägt, auf dem er sitzt. Durch den Segen Allahs haben Sie Bildung erlangt. Daher ist es jetzt erforderlich, Groll zu meiden und die gegenseitige Liebe zu fördern. Ihre Vernunft sollte gebieten, die Achtlosigkeit aufzugeben und eine Haltung des Mitgefühls und der Sympathie anzunehmen. Die Härten dieser Welt sind wie eine Reise durch die Wüste, die unter der sengenden Sonne angetreten wird. Für diesen beschwerlichen Weg wird das kühlende Wasser der Einigkeit, welches das brennende Feuer zum Erkalten bringt und bei Durst vor dem Tod bewahrt, benötigt. In heiklen Zeiten wie dieser, in der beide Völker den Frieden dringend benötigen, ruft Sie der Verfasser zur Versöhnung auf.“ 

Hazrat Mirza Ghulam Ahmad (as), in: Botschaft der Versöhnung, S. 21 
(siehe auch http://www.ahmadiyya.de/bibliothek/art/botschaft-der-versoehnung/)

Dienstag, 3. Juni 2014

Ein unschlagbares Angebot

„Ich habe da“, fing der Verbeamtete 
In einem kargem Dreiviertel-Hochhaus
Mit Sitzplätzen für jeden an zu erzählen,   
„Ein Angebot für Sie, das Sie“ und da drückte 
Jemand am Henkel „ nicht abschlagen kö-“
Wumms! Ein Satz reißt aus, ging die Tür auf,
Ein befristeter Bote brachte Post vorbei und
„Wo waren wir gleich? Ach genau, die Voraussetzungen!
Ich sags Ihnen, sie müssen sich keine Gedanken machen,
Ihr Einsatz reicht aus!“ Ich guckte ihn ein wenig stutzig
An, ich wusste noch nicht mal was ich wollte,
Aber schon was ich dafür brauchte, gut,
„Also gut“, sagte ich Ihm, „Und das ganz ohne Zusätze?“

Der Verbeamtete musste ein wenig
Zucken, vielleicht hatte er Ungeziefer
Im Gesicht „Natürlich, natürlich!
Alles ganz ohne Züsätze!“ das klang
Absolut Vertrauenswürdig, nach Zukunft,
„Was genau habe ich denn zu tun,
Wenn ich mit Ihnen zu tun habe?“
Sagte ich dann, um mich entscheiden
Zu können, denn das schien eine
Wirklich wichtige Sache, zu sein, für die ich mich
Entscheiden durfte, und nicht jeder
Durfte sich entscheiden,
 „Wir machen unsere Kunden -“
Und da hielt ich kurz meinen Atem an: „risikoärmer!“
„Risikoärmer?“ es war genial! „Und das ganz ohne Zusätze?“
„Ja, Risikoarmut in Zeiten totaler Risiken ist momentan
sehr gefragt “
„Und wie machen wir das genau?“ wollte ich neugierig
Wissen, ob des gewagten und brillanten Vorsatzes meines
Zukünftigen Arbeitgebers 
„ Ganz einfach. Wir setzen uns für die
Sicherheit von Anderen ein! Es gibt nur eine Bedingung…“
„Eine Bedingung?“
„Unsere Kunden müssen für uns arbeiten.“
„Das wars?“
„Das wars!“
„Das ist wirklich ein unschlagbares Angebot!“