Lesenswert! Exklusiv-Interview mit Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (aba) von der Los Angeles Times - Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland
Seine Heiligkeit Mirza Masroor Ahmad (aba) wurde am 9. Mai 2013 bei
seinem Aufenthalt in Los Angeles (USA) exklusiv von Los Angeles Times
interviewt. Im Folgenden erhalten Sie die deutsche Übersetzung des
englischen Interviews:
Wie verbreiten Sie die Botschaft des
Islam als eine Religion des Friedens in einer Situation in den USA, wo
aufgrund von Terroranschlägen seitens muslimischer Extremisten, einige
Leute Vorurteile gegenüber den Islam hegen?
Muslime wurden durch
die Geschichte hinweg von Gegnern verfolgt und angegriffen. Sie mussten
gezwungenermaßen in den Krieg ziehen, um gegen die Unterdrückung
vorzugehen. Doch heutzutage gibt es keine religiösen Kriege. Wenn immer
irgendeine jihadistische Organisation sich im Namen des Islam berufen
fühlt und die wahren Lehren des Islam missdeutet, dann müssen wir uns
hinstellen und und uns dagegen aussprechen. Nicht nur in den Vereinigten
Staaten, sondern überall in der Welt sehen wir, dass der Islam
diffamiert wird, durch Gegner und Menschen, die das wahre Verständnis
des Islam nicht besitzen. Es gibt militante Gruppen, die nicht die
Anhänger der wahren Religion sind, denen wir uns immer entgegenstellen
werden. Hier in den USA haben wir einen Aktionsplan für gemeinnützige
Arbeit ins Leben gerufen. In den letzten zwei Jahren führen wir die
"Muslims for Life"-Kampagne durch. Wir organisieren eine Blutspende. Im
ersten Lauf der Aktion sammelten wir 10.000 Blutspenden und verteilten
sie an Krankenhäuser.
Ihre Gemeinschaft spricht sich für die
Trennung von Kirche und Staat aus, was einen Unterschied zu einigen
islamischen Ländern im Nahen Osten darstellt, wo politische
Staatsoberhäupter versuchen autoritäre Regime, die durch die
Revolutionen im Arabischen Frühling verdrängt wurden, durch islamische
Staatskonzepte zu ersetzen. Würde sich die Region, Ihrer Meinung nach,
stabiliseren, wenn stattdessen säkulare Regierungen eingeführt würden?
In
Ägypten haben wir gesehen, dass sich nach dem Sturz von Hosni Mubarak
nichts geändert hat. Wir haben immer noch eine Regierung, die die
Pflichten gegenüber ihrem Volk nicht erfüllt und die Rechte der Menschen
nicht respektiert. In Libyen hat jeder Stamm seine eigene Regierung.
Der Verteidigungsminister warnte kürzlich einige davor, die gewählte
Regierung zu stürzen und sollten weitere Schritte unternommen werden,
dann würde es ein weiteres Desaster geben. In Tunesien sagt jeder, dass
man das Land zum Besseren ändert und dies im Namen der Religion, aber
dort gibt es keinen Frieden. Wenn es dort wahre Demokratie geben soll,
dann muss sie ähnlich wie im Westen praktiziert werden, ohne religiöse
Dominanz.
Wie geht die internationale Gemeinschaft mit der
Herstellung des Friedens in einer Region um, in der sich Krieg und
gewaltsamer Widerstand breitmacht?
Einige Monate zuvor sagte der
israelische Präsident Shimon Peres, dass die Vereinten Nationen (UN)
ihre Streitkräfte in diese labilen Staaten schicken sollten, aber nur
bestehend aus arabischen Soldaten, nicht westliche Truppen. Eine
angemessene Rolle der Nachbarn ist, dass sie sich zusammenschließen und
die Konflikte in ihrer Region stoppen. Es ist die Aufgabe der
Nachbarstaaten die Gräueltaten in Syrien zu stoppen.
Wie stellen Sie sich vor, auf welche Weise die Kämpfe in Syrien zu einem Ende gebracht werden können?
Die
syrische Regierung ist mehrheitlich Alawitisch, während die Mehrheit
der Syrer Sunniten sind. Die Regierung behandelte Sunniten schlecht und
schuf Ungleichheiten. Jetzt kommen Menschen mit eigenen Interessen ins
Land, besonders Extremisten, um die Rebellen zu unterstützen. So
herrscht dort nun ein Konflikt zwischen den Rebellen und auch gegen die
Regierung. Die Gräueltaten und Verfolgungen wurden von der Regierung
losgetreten, aber jetzt machen sich beide Parteien schuldig. Sie werden
es nicht selbst lösen können. Es sollte eine Initiative angestoßen
werden, die ein Ende des Konflikts mit sich bringt.
Sie sagen,
dass es die Verantwortung der Nachbarstaaten ist, einen Weg zum Frieden
zu finden. Sehen sie die kürzlich angekündigten Bemühungen seitens
Russland und den USA, um die Parteien in Syrien in Verhandlungen
zusammenzubringen als eine wünschenswerte Reaktion der Nachbarn? Oder
sind diese Mächte zu weit von der Region entfernt?
Die Welt ist
heute ein globales Dorf, dementsprechend ist die Idee einer
Nachbarschaft breiter gefasst. Aber es gibt immer noch zwei Blöcke in
der Welt mit Russland, das die syrische Regierung unterstützt und
westliche Regierungen, die die Rebellen unterstützen. USA und Russland
werden einen guten Willen unter Beweis stellen müssen, um die dortige
Gewalt zu stoppen. Sie muss gestoppt werden. Denn sollte sie fortgesetzt
werden, dann wird sie die gesamte Welt mithineinziehen.
Die
Führung der Ahmadiyya Muslim Jamaat wurde aus Pakistan ins Exil
getrieben. Was sind die Grundunterschiede zwischen Ihnen und anderen
Muslimen? Und welche Folgen hat diese Spaltung auf den Zusammenhalt und
die Einheit der islamischen Botschaft?
Wir glauben, dass der
Messias als untergeordneter, nicht-gesetzgebender Prophet in der Person
des Begründers der Ahmadiyya Muslim Jamaat (Gründung: 1889) gekommen
ist. Andere Muslime widersprechen und glauben, dass nach dem Heiligen
Propheten (saw) kein Prophet gesandt werden kann, ob er ein neues Gesetz
bringt oder nicht. In Pakistan hat das Regime ein Gesetz gegen Ahmadis
verabschiedet, welches besagt, dass wir "nach Recht und Verfassung"
keine Muslime seien. Ahmadis gibt es in Millionen, nicht nur in
Pakistan. Aber dort kann man sehen, dass die pakistanischen Mullahs aus
Angst davor, dass sich andere pakistanische Muslime von unserer Lehre
angezogen fühlen könnten, uns davon abhielten unsere Religion frei zu
praktizieren.
Wo ist die Ahmadiyya Muslim Jamaat am stärksten verbreitet und wo wächst sie am schnellsten?
Wir
haben Millionen von Anhängern in Asien, aber in West-Afrika wächst die
Anhängerschaft am schnellsten. Pakistan war die größte Gemeinschaft, nun
haben einige afrikanische Staaten höhere Mitgliederzahlen. Wir wachsen
Tag für Tag, jedes Jahr um hunderttausende. Einige Menschen fürchten
sich vor dem Islam. Einige Menschen sind allen Religionen gegenüber
gleichgültig. Sie glauben nicht an irgendeinen Gott. Aber nach einer
bestimmten Zeit werden sie den Weg zurück zur Religion finden. Wenn sie
diesen Zustand erreicht haben, dann glauben und hoffen wir, dass wir
ihnen helfen werden, ihre spirituelle Leere mit den wahren Lehren des
Islam zu füllen.
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