Mittwoch, 15. Mai 2013

Lesenswert! Exklusiv-Interview mit Hadhrat Mirza Masroor Ahmad (aba) von der Los Angeles Times - Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland

Seine Heiligkeit Mirza Masroor Ahmad (aba) wurde am 9. Mai 2013 bei seinem Aufenthalt in Los Angeles (USA) exklusiv von Los Angeles Times interviewt. Im Folgenden erhalten Sie die deutsche Übersetzung des englischen Interviews:

Wie verbreiten Sie die Botschaft des Islam als eine Religion des Friedens in einer Situation in den USA, wo aufgrund von Terroranschlägen seitens muslimischer Extremisten, einige Leute Vorurteile gegenüber den Islam hegen?
Muslime wurden durch die Geschichte hinweg von Gegnern verfolgt und angegriffen. Sie mussten gezwungenermaßen in den Krieg ziehen, um gegen die Unterdrückung vorzugehen. Doch heutzutage gibt es keine religiösen Kriege. Wenn immer irgendeine jihadistische Organisation sich im Namen des Islam berufen fühlt und die wahren Lehren des Islam missdeutet, dann müssen wir uns hinstellen und und uns dagegen aussprechen. Nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern überall in der Welt sehen wir, dass der Islam diffamiert wird, durch Gegner und Menschen, die das wahre Verständnis des Islam nicht besitzen. Es gibt militante Gruppen, die nicht die Anhänger der wahren Religion sind, denen wir uns immer entgegenstellen werden. Hier in den USA haben wir einen Aktionsplan für gemeinnützige Arbeit ins Leben gerufen. In den letzten zwei Jahren führen wir die "Muslims for Life"-Kampagne durch. Wir organisieren eine Blutspende. Im ersten Lauf der Aktion sammelten wir 10.000 Blutspenden und verteilten sie an Krankenhäuser.

Ihre Gemeinschaft spricht sich für die Trennung von Kirche und Staat aus, was einen Unterschied zu einigen islamischen Ländern im Nahen Osten darstellt, wo politische Staatsoberhäupter versuchen autoritäre Regime, die durch die Revolutionen im Arabischen Frühling verdrängt wurden, durch islamische Staatskonzepte zu ersetzen. Würde sich die Region, Ihrer Meinung nach, stabiliseren, wenn stattdessen säkulare Regierungen eingeführt würden?
In Ägypten haben wir gesehen, dass sich nach dem Sturz von Hosni Mubarak nichts geändert hat. Wir haben immer noch eine Regierung, die die Pflichten gegenüber ihrem Volk nicht erfüllt und die Rechte der Menschen nicht respektiert. In Libyen hat jeder Stamm seine eigene Regierung. Der Verteidigungsminister warnte kürzlich einige davor, die gewählte Regierung zu stürzen und sollten weitere Schritte unternommen werden, dann würde es ein weiteres Desaster geben. In Tunesien sagt jeder, dass man das Land zum Besseren ändert und dies im Namen der Religion, aber dort gibt es keinen Frieden. Wenn es dort wahre Demokratie geben soll, dann muss sie ähnlich wie im Westen praktiziert werden, ohne religiöse Dominanz.

Wie geht die internationale Gemeinschaft mit der Herstellung des Friedens in einer Region um, in der sich Krieg und gewaltsamer Widerstand breitmacht? 
Einige Monate zuvor sagte der israelische Präsident Shimon Peres, dass die Vereinten Nationen (UN) ihre Streitkräfte in diese labilen Staaten schicken sollten, aber nur bestehend aus arabischen Soldaten, nicht westliche Truppen. Eine angemessene Rolle der Nachbarn ist, dass sie sich zusammenschließen und die Konflikte in ihrer Region stoppen. Es ist die Aufgabe der Nachbarstaaten die Gräueltaten in Syrien zu stoppen.

Wie stellen Sie sich vor, auf welche Weise die Kämpfe in Syrien zu einem Ende gebracht werden können?
Die syrische Regierung ist mehrheitlich Alawitisch, während die Mehrheit der Syrer Sunniten sind. Die Regierung behandelte Sunniten schlecht und schuf Ungleichheiten. Jetzt kommen Menschen mit eigenen Interessen ins Land, besonders Extremisten, um die Rebellen zu unterstützen. So herrscht dort nun ein Konflikt zwischen den Rebellen und auch gegen die Regierung. Die Gräueltaten und Verfolgungen wurden von der Regierung losgetreten, aber jetzt machen sich beide Parteien schuldig. Sie werden es nicht selbst lösen können. Es sollte eine Initiative angestoßen werden, die ein Ende des Konflikts mit sich bringt.

Sie sagen, dass es die Verantwortung der Nachbarstaaten ist, einen Weg zum Frieden zu finden. Sehen sie die kürzlich angekündigten Bemühungen seitens Russland und den USA, um die Parteien in Syrien in Verhandlungen zusammenzubringen als eine wünschenswerte Reaktion der Nachbarn? Oder sind diese Mächte zu weit von der Region entfernt?
Die Welt ist heute ein globales Dorf, dementsprechend ist die Idee einer Nachbarschaft breiter gefasst. Aber es gibt immer noch zwei Blöcke in der Welt mit Russland, das die syrische Regierung unterstützt und westliche Regierungen, die die Rebellen unterstützen. USA und Russland werden einen guten Willen unter Beweis stellen müssen, um die dortige Gewalt zu stoppen. Sie muss gestoppt werden. Denn sollte sie fortgesetzt werden, dann wird sie die gesamte Welt mithineinziehen.

Die Führung der Ahmadiyya Muslim Jamaat wurde aus Pakistan ins Exil getrieben. Was sind die Grundunterschiede zwischen Ihnen und anderen Muslimen? Und welche Folgen hat diese Spaltung auf den Zusammenhalt und die Einheit der islamischen Botschaft?
Wir glauben, dass der Messias als untergeordneter, nicht-gesetzgebender Prophet in der Person des Begründers der Ahmadiyya Muslim Jamaat (Gründung: 1889) gekommen ist. Andere Muslime widersprechen und glauben, dass nach dem Heiligen Propheten (saw) kein Prophet gesandt werden kann, ob er ein neues Gesetz bringt oder nicht. In Pakistan hat das Regime ein Gesetz gegen Ahmadis verabschiedet, welches besagt, dass wir "nach Recht und Verfassung" keine Muslime seien. Ahmadis gibt es in Millionen, nicht nur in Pakistan. Aber dort kann man sehen, dass die pakistanischen Mullahs aus Angst davor, dass sich andere pakistanische Muslime von unserer Lehre angezogen fühlen könnten, uns davon abhielten unsere Religion frei zu praktizieren.

Wo ist die Ahmadiyya Muslim Jamaat am stärksten verbreitet und wo wächst sie am schnellsten? 
Wir haben Millionen von Anhängern in Asien, aber in West-Afrika wächst die Anhängerschaft am schnellsten. Pakistan war die größte Gemeinschaft, nun haben einige afrikanische Staaten höhere Mitgliederzahlen. Wir wachsen Tag für Tag, jedes Jahr um hunderttausende. Einige Menschen fürchten sich vor dem Islam. Einige Menschen sind allen Religionen gegenüber gleichgültig. Sie glauben nicht an irgendeinen Gott. Aber nach einer bestimmten Zeit werden sie den Weg zurück zur Religion finden. Wenn sie diesen Zustand erreicht haben, dann glauben und hoffen wir, dass wir ihnen helfen werden, ihre spirituelle Leere mit den wahren Lehren des Islam zu füllen.


 

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