Sonntag, 6. April 2014

Das Klopfen an der Tür oder Gut, dass jemand größer ist als wir

Wenn ich Sie jetzt fragen sollte, was für Sie von allen Dingen auf der Welt am wichtigsten ist, was würden Sie antworten? Ich bin mir ziemlich sicher, die Antwort würde zu 99,99 % folgendermaßen ausfallen:  Menschen.  Irgendwelche Menschen, die Sie wertschätzen. Familienmitglieder, Freunde, Partner. Nachbarn. Sie wissen schon. Alles andere wäre gelogen. Selbst wenn Sie von materiellen Dingen sprechen, meinen Sie eigentlich etwas anderes. Sie meinen Anerkennung, Ansehen und Liebe. Und alles ist verknüpft mit Beziehungen. Sie sind ein soziales Wesen. Das ist so. Wäre es anders, würden Sie das hier nicht lesen.

Und wenn ich Sie jetzt frage, was die meisten Menschen, und Sie, an allen Religionen am meisten schätzen, dann würde auch hier eine Antwort mit großer Wahrscheinlichkeit alle anderen überbieten: Der ethische Kern jeder Religion, die Etablierung von Moral und Tugend, von universeller Liebe und Frieden. Alles aufgrund der Beziehung zu Gott. 

Zwei Antworten. Also sind wir uns einig. 

Worüber wir uns uneinig sind: Das soziale Wesen und sein asoziales Verhalten. Sie und Ihr Schatten. Kain und Abel. Alles auf Anfang.
  
Jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind unschuldig wie ein Kind. Sie wissen nichts von irgendwelchen Kriegen und Gewalt im Namen Gottes. Nichts, von der Legitimation frauenverachtender Traditionen, von Fanatismus und Ausgrenzung Andersgläubiger oder Nichtgläubiger. Sie verstehen nichts vom Theater der Politik hinter dem Vorhang kühl berechneter Machtspielchen. Sie verstehen nichts von Zurschaustellung und Selbstbetrug, von Doppelmoral und Heuchelei. Von Arroganz, Missvertrauen und Weißglut.

Sie sitzen jetzt gerade auf einem weißen Ledersessel, in Ihrer linken Hand ein Buch von Jostein Gaarder „Sofies Welt“ und in Ihrer rechten Hand „Der Heilige Quran“.

Sie dürfen die erste Entscheidung treffen. Nein, Sie müssen die erste Entscheidung treffen. Sonst wären Sie nicht hier.

A.) Sie lesen die ersten Zeilen von Sofies Welt.
B-) Sie lesen die erste Sure des Heiligen Quran.
C.) Sie lesen beides.

Wenn Sie sich für A.) entschieden haben, lesen Sie das hier:

„Sofie Amundsen war auf dem Heimweg von der Schule. Das erste Stück war sie mit Jorunn zusammen gegangen. Sie hatten sich über Computer unterhalten. Jorunn hielt das menschliche Gehirn für einen komplizierten Computer. Sofie war sich nicht sicher, ob sie da zustimmte. Ein Mensch mußte doch mehr sein als eine Maschine?“

Wenn Sie sich für B.) entschieden haben, lesen Sie das hier: 

„IM NAMEN ALLAHS, DES GNÄDIGEN, DES BARMHERZIGEN. 
ALLER PREIS GEBÜHRT ALLAH.
DEM HERRN DER WELTEN. 
DEM GNÄDIGEN. 
DEM BARMHERZIGEN. 
DEM MEISTER DES GERICHTSTAGES. 
DIR ALLEIN DIENEN WIR UND ZU DIR ALLEIN FLEHEN WIR UM HILFE. 
FÜHRE UNS AUF DEN GERADEN WEG.
DEN WEG DERER, DENEN DU GNADE ERWIESEN HAST.
DIE NICHT DEIN MISSFALLEN ERREGT HABEN UND DIE NICHT IRREGEGANGEN SIND.“

Sie haben also C) genommen. In Ihnen ist irgendetwas passiert. Was auch immer es ist, Sie dürfen aufatmen. Es folgt die zweite Entscheidung. Ja, Sie dürfen die zweite Entscheidung treffen. Jemand gegenüber von Ihnen möchte wissen, was Sie sein wollen. Sie haben zwei Wahlmöglichkeiten.

Entweder 
  
1.) Ein Computer

 Oder
     2.) Ein Mensch

Sie sind sich nicht sicher, was das Ganze soll. Also beantworten Sie die Frage lieber nicht. Vielleicht sind Sie überfordert, so etwas mag vorkommen.

Sie bleiben also sitzen. Es klopft an der Tür. 

Tock. Tock. 
Leise oder laut, egal wie eindringlich. Auf jeden Fall können Sie es nicht überhören. Dafür sitzen Sie zu nah dran.


Sie wissen nicht wer es ist und sind angespannt. Sie wissen nicht was Sie erwartet- Sie sind hin- und hergerissen, hin-und her, zwischen Neugier und Angst. Das ist gut so. Sie sind wohl doch kein Computer.

Sie zählen bis drei.
Sie haben die Freiheit.
Sie hatten schon immer die Freiheit, auch wenn die Freiheit manchmal kleiner schien als die Tür.
Aber sie war nie vollkommen verschwunden. Also.


Entweder Sie öffnen die Tür und lassen sich überraschen.
Oder Sie lassen die Tür zu.


Wenn Sie die Türe öffnen, kann es sein, dass Sie erschrecken.
Nein, ganz sicher sogar. Sie werden erschrecken.

Er ist größer und stärker, schöner und reicher, mächtiger und reiner, als alles was Sie gesehen haben.Gewaltiger, erhabener und heller. 
So hell, dass es weh tut.
So echt, dass Sie weinen müssen. 
So groß, dass Sie zittern.
Er ist einfach wunder, wunder, wunderschön.


Sie lassen die Tür zu.

Was ist, wenn Sie feststellen müssen, dass alles, ja absolut alles, und jeder Mensch, den Sie lieben, jede
Sache, die Sie prägt, von diesem Einen kommt? Diesem Einen, der hinter dieser Tür steht? 
Das alles zu diesem Einen geht?
Das alles von diesem Einen abhängt?
Das alles durch diesen Einen Frieden findet?


Würden Sie dann diese eine Tür öffnen?
Auch wenn es Ihr ganzes Leben verändern würde?


Ich glaube zu wissen, was Sie tun könnten.

Entweder Sie stehen auf und öffnen die Tür. Sie öffnen die Tür, wie ein verehrender Diener, ein absolut
Hingerissener. Öffnen die Tür, wie ein Wahrhaftiger die Tür öffnet, und denken nicht eine Sekunde
daran, die Augen zu schließen.


Oder Sie bleiben sitzen.
Bleiben sitzen, schließen die Augen und wünschten sich, Sie würden nie darüber nachgedacht haben,
warum Sie hier eigentlich sitzen.

Wünschten sich, das Klopfen der Türe vom Herzen zu trennen. Wünschten sich, ein Abbild zu sein,
bedeute, ein Urbild zu werden. Aber Sie können sich das wünschen solange Sie wollen.
Sie werden es erst wissen, wenn Sie es wirklich erlebt haben.
Und Sie werden es erst erleben, wenn Sie wirklich vor Ihm stehen.
Alles andere ist reine Fiktion.
Alles andere ist absolut tot.


Hör auf deinen Schlaf zu kalkulieren.
Hör auf deine Vieren zu verbreiten.
Hör auf deinen Feind zu eliminieren.

Du bist kein Computer, mein Lieber.


Es gibt immer etwas, das größer ist als wir.

Trau dich. 



2 Kommentare:

  1. das ist richtig gut!!!!!
    darf man dieses in anderen bloqs veröffentlichen mit verweis zur Quelle?

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  2. Danke :) Ja klar darf man das :-)

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